Tachonadel springt ...

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Tachonadel springt ...

Beitrag von katana1135 »

Momentan ist mein Tacho in der Revision und ich habe einen Ersatztacho (Orginaltacho) im Einsatz. Mit dem Teil habe ich eine atemberaubende Beschleunigung und auf der Bahn fand ich es erstaunlich, dass ich mich mit 220 bequem in der Mittelspur einsortieren konnte. Sprich bequem im Verkehrsfluss zwischen 140 und 160 mitrollen konnte.

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Mit anderen Worten ... die Nadel springt extrem in der Anzeige und zeigt grundsätzlich eine viel zu hohe Geschwindigkeit an. Selbst im Stand springt die Nadel beim Gasgeben bei der Geschwindigkeitsanzeige an. Hat hier jemand eine Erklärung?

Der Tachoantrieb kann es nicht sein. Bei dem anderen war alles in Ordnung.
Zuletzt geändert von katana1135 am Mo 20. Jun 2011, 23:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Tachonadel springt ...

Beitrag von katana1135 »

Nachdem bei meinem alten Tacho die Anzeige der Nadel vollkommen verrückt spielt (siehe oben: zeigt nach der Demontage und Wiederzusammenbau deutlich zuviel an), habe ich einen Schritt in die Materie gewagt und mich mit dem analogen Intrument der Katana beschäftigt.

So wirklich vernünftige Informationen konnte ich allerdings nicht finden. Vielleicht können wir an dieser Stelle etwas zusammentragen.

Zunächst mal die Theorie: Bei der Katana müsste es sich um einen sogenannten Wirbelstromgenerator handeln. Hier wird die Umdrehung des Vorderrads abgegriffen und über eine biegsame Tachowelle zu der Armatur geführt. Dort wartet in einem Gehäuse innerhalb des Tachos ein Dauermagnet. Auf der Vorderseite des Tachos befindet sich in direkter Verbindung zu einer rückseitigen drehbaren Aluminiumglocke ein Zeiger, der mit einer Spiralfeder im Nullpunkt gehalten wird. Zwischen Magnet (Rotor) und Glocke (Stator) befindet sich ein Luftspalt, in dem durch die Drehung des Magneten ein Wirbelstrom erzeugt wird. Diese ist bestrebt die Glocke samt Zeiger mitzunehmen und wirkt gegen die Kraft der Rückholfeder. Das Gleichgewicht zwischen Wirbelstrom- und Rückstellkraft ist somit für den passenden Zeigerausschlag verantwortlich und die Nadel reagiert proportional zu der Umdrehung des Vorderrads. Durch die Veränderung des Luftspalts und der Federrvorspannung kann der Tacho justiert werden.

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Heinrich Riedl: Handbuch Praktische Motorradtechnik, S.73

Fälschlicherweise wird von einer Justierung auch dann gesprochen, wenn die Gesamtkilometeranzeige manipuliert und die Kilometeranzeige verändert wird. Eine Manipulation ist i.d.R verboten oder muss entsprechend dokumentiert werden.

Aufgrund der Drehzahlmessung am Vorderrad treten Messfehler insbesondere dann auf, wenn der Reifendurchmesser verändert wird. Speziell der Umbau auf kleinere Räder hat somit Einfluss auf die Anzeige. Um entsprechende Anpassungen vorzunehmen, werden verschiedene TachoRitzel verwendet. Hier stellt sich mir die Frage, ob Suzuki dieses auch im Verlauf der Modelljahre der Katana so gelöst hat? Hier wurden ja auch die Reifengrössen zwischenzeitlich im Durchmesser geändert. Der Abrieb durch schwindende Profiltiefe (wie er in verschiedenen Diskussionen erwähnt wird), ist da eher ein theoretischer und zu vernachlässigender Wert.

Soll der Tacho gegen einen anderen ersetzt werden, ist darauf zu achten, dass ein Tacho mit entsprechender „Wegezahl“ (W bzw. k) verwendet wird. Diese gibt das Verhältnis von Umdrehung und Wegstrecke an.

Laut StVZO darf eine Tachometer keine niedrigere Geschwindigkeit anzeigen (nachgehen), als wirklich gefahren wird. Eine erhöhte Geschwindigkeitsangabe ist in einem bestimmten Toleranzwert allerdings erlaubt. Aus diesem Grund zeigen die Tachometer i.d.R einen zu hohen Wert an. Mit zunehmender Geschwindigkeit verändert sich die Ungenauigkeit der Geschwindigkeitsangabe. Dieses ist bereits durch die Veränderung des Abrollumfangs des Rades begründet, der mit steigender Geschwindigkeit zunimmt.

Ein Flattern der Nadel kann darin begründet sein, dass die Aufnahme der Welle im Antrieb nicht präzise greift. Hier hatte „Markus“ im Forum bereits den Hinweis gegeben, dass der Tachoantrieb nachgefeilt und gut gefettet werden sollte. Somit kann eine zappelige Nadel in vielen Fällen wieder ruhig gestellt werden. Da allerdings die kalkulierte Lebensdauer der Teile deutlich überschritten ist, kann es auch sein, dass die Antriebsscheibe oder Glocke im Tacho ausgeschlagen ist. Hier hilft dann meist nur der Austausch der Teile.

Für die Genauigkeit der Anzeige ist die Rückholfeder. Hierzu muss die Nadel in der richtigen Stellung montiert werden. Im Ruhezustand muss sie gegen den Anschlag drücken (geringe Vorspannung) und bei entsprechender Drehzahl muss die Nadel bei der richtigen Anzeige zu Ruhe kommen (abhängig von der Wegezahl). Eine Feinjustierung kann über Schrauben erfolgen, die den Luftspalt zwischen Rotor und Stator verändern. Hierfür ist ein exakter Drehzahlgeber erforderlich. Beispielsweise eine drehzahlvariable Bohrmaschine bzw. mit regulierbarem Netzteil in Kombination mit digitalem Drehzahlmesser.

Weitere Tipps werden hier gerne gesehen ...
Zuletzt geändert von katana1135 am Mo 20. Jun 2011, 23:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Tachonadel springt ...

Beitrag von katana1135 »

Und dann die Praxis:

Da die Nadel so extrem gezappelt hat (über einen Bereich von 20 km/h), habe ich zunächst die Passungenauigkeit im Antrieb ausgeschlossen. Zudem zeigte der Tacho mindestens gefühlte 40 km/h zuviel an. Da war die Ursache nach meinem Dafürhalten doch eher in einem defekten Instrument zu suchen. Zudem war nun auch die Neugier geweckt und das Cockpit sollte nun in mehr Einzelteile zerlegt werden (wie war das nochmal mit den Fröschen im Biologieunterricht?). Also Schraubendreher raus und eifrig und mutig an das Zerlegen.

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Diese einzelnen Glühlampen rauszupulen war eine ziemliche Fummelei. Das Gummi muss beim Zusammenbau vorher unbedingt wieder geschmeidiger gemacht werden. Und alle Leuchtmittel gegen klare Lampen tauschen. Die waren vielleicht schwarz ... :shock:

Beim Zerlegen bin ich zwar über verschiedene japanische Zeichen gestolpert, die auf der Rückseite des Cockpits die Beleuchtungsschächte bezeichneten. Aber die in der Theorie erwähnte Kennzeichnung der Wegstrecke habe ich nicht gefunden. Zumindest keinen Wert mit k oder W. :roll:

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Die Sache mit dem Wirbelstromgenerator kam mir auch etwas japanisch vor ... Der Magnet war ja zu finden. Ebenso die Spiralfeder (die auch noch sehr intakt aussah). Allerdings habe ich meine Zweifel, dass sich da auch eine Glocke befindet. Also vielleicht doch kein Wirbelstromgenerator :?:

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Aber jetzt ist das Teil wenigstens zerlegt und ich kann mich mal an der Rückstellung der Kilometeranzeige versuchen (soll eh nicht wieder verkauft werden ... somit kann es dem Gesetzgeber wohl egal sein). Und vielleicht bekomme ich auch noch raus, warum die Nadel so voreilt. Bis dahin muss erstmal die andere Anzeige wieder ihre Dienste leisten.
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Re: Tachonadel springt ...

Beitrag von Buddinger »

Mit dem Wirbelstrom... das sieht doch so aus als ob der Magnet der Ring außen ist, und die Glocke das hell verzinkte Dingen dahinter ist und sich innerhalb des Magneten dreht..Macht natürlich nur Sinn wenn sich nicht beides zusammen dreht..
... lass mich mal, ich hab schon andere Sachen nicht hingekriegt...
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Re: Tachonadel springt ...

Beitrag von katana1135 »

Ich bin vorhin mit der Kamera mal etwas tiefer in den Frosch (äh Tacho) eingedrungen. Bild ist allerdings etwas verwackelt - ich hoffe man kann es noch erkennen. Bei dieser Aufnahme befindet sich der Antrieb unterhalb des Bildes und die Tachoscheibe oberhalb vom Bild.

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So wie es aussieht hast du recht. Der dunkelrote Ring ist der Dauermagnet. Von der Seite der Spiralfeder sieht man die Kapsel, die sich mit der Nadel synchron bewegt. Somit wird es sich da um den Stator handeln. Bewegt man die Tachowellenaufnahme (bzw. den Schneckenantrieb) dreht sich zunächst der Rotor. Ab einer gewissen Drehzahl dreht sich der Stator mit und die Nadel zeigt etwas auf der Tachoscheibe an. Also doch Wirbelstrom. An dem Stator befindet sich zusätzlich ein Anschlag, der dafür sorgt, dass der Stator im Nullpunkt bei ausbleibender Drehzahl fixiert wird.
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